Test zu Neon Abyss - Nintendo Switch - ntower - Dein Nintendo-Onlinemagazin (2024)

„Wie kann man denn bitte Spaß daran haben, ein Spiel immer undimmer wieder zu spielen, zu scheitern und dann erneut zu beginnen,nur weil neue Items freigeschaltet wurden?“ So eine ähnliche Fragehabe ich einmal vorgesetzt bekommen, als ich versucht habe, meinenSpaß und meine Faszination an Spielen des Rogue-like-Genres zuerklären. Ich hatte letztendlich keinen Erfolg, wohl auch, weil dieFrage nicht ganz unberechtigt ist: Woher kommt der Spaß an einemTitel, der davon lebt, dass man dieselben Strukturen immer und immerwieder spielt, nur um immer wieder ein paar neue Elemente zu bieten?Da wäre zum einen die Suchtspirale, dieses Gefühl des „Diesmalschaff ich es aber bestimmt!“ und der Ehrgeiz, auch die neuesteHerausforderung zu meistern, sowie die Freude, dass man für dennächsten Versuch neue Items oder Mechaniken zur Verfügung hat. MeinAll-Time-Favorit in diesem Genre ist das Spiel The Binding of Isaac,in das ich allein auf der Switch bereits über 750 Stunden gesteckthabe. Dass ich gerade diesen Titel erwähne, ist übrigens keinZufall, doch dazu später mehr. Mit Neon Abyss schickt der EntwicklerVeewo Games einen Vertreter dieses Genres ins Rennen, welcher derKonkurrenz die Krone abspenstig machen möchte. Wieso das nicht zurGänze gelingt, möchte ich im Folgenden näher erläutern.

Eure Mission: Die sogenannten Neuen Götter vernichten.

© Team17

In Neon Abyss seidihr ein Mitglied des Grim Squads, einer Truppe von Söldnern, die von Hades höchstpersönlich zusammengestellt wurde und die nur einenAuftrag hat: Den Abyss zu infiltrieren und die sogenannten neuenGötter zu besiegen. Das wars auch schon an Handlung, und das bisschenPrämisse bekommt ihr auch nur kurz in Form eines Dialogs mit Hadeserklärt, ehe ihr gleich in den titelgebenden Abgrund geworfenwerdet, um euch euren Feinden zu stellen. Zugegeben, die meistenRogue-like kommen mit eher simplen Handlungen daher unddeswegen bricht sich Neon Abyss keinen Zacken aus der Krone, wenn sich an der Erzählfront wenig tut – wichtig ist ja, dass das Gameplayüberzeugen kann.

Und hier enttäuschtdas Abenteuer rund um die grellen Abgründe nicht. Das Spielprinziporientiert sich hierbei knallhart an Genre-Standards: Ihr wählt zuBeginn einen von (vorerst nur) zwei Söldnern aus und stürzt euch indie Tiefen. In 2D-Sidescroller-Manier bewegt ihr euer Alter Ego nachlinks oder rechts und erforscht verschiedene Level, die aus mehrerenRäumen bestehen, die miteinander verknüpft sind. Die Level werdendabei aus mehreren Bausteinen zusammengesetzt und am Ende erwarteteuch stets ein Bossgegner, der zufällig aus einem Pool vonverschiedenen Bösewichten gezogen wird und den es zu bekämpfengilt. Habt ihr den Fiesling erledigt, öffnet sich ein Portal in dennächsten Level und das Spiel geht wieder von vorne los, bis ihr anbestimmten Punkten auf einen der mächtigeren Oberbosse, sogenannteLeiter, trefft. Geht ihr aus einer solchen Begegnung siegreichhervor, wird das laufende Spiel beendet und es werden neue Level undein weiterer, noch stärkerer Oberboss freigeschaltet – dasSpiel muss daraufhin allerdings von vorn begonnen werden. DieserVorgang wiederholt sich einige Male, bis ihr irgendwann beimallerletzten Oberboss angelangt seid, und ab da geht es darum, neueInhalte freizuschalten und Herausforderungen zu absolvieren. Solltetihr während der Partie euren letzten Herzcontainer verlieren, heißtes Game Over und ihr müsst ebenfalls erneut beginnen.

Ab und an verschlägt es euch auch an ruhigere Orte.

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Wie bereits erwähnt,sind die einzelnen Level allesamt bis zu einem gewissen Grad auszufälligen Bauteilen zusammengebaut. So können Räume ausverschiedenen Elementen wie Truhen, Fallen oder Platformer-Passagenbestehen, die das Spiel beim ersten Start zufällig verteilt. Es gibtjedoch feste Räumlichkeiten, die ihr jedes einzelne Mal vorfindenwerdet. Da wäre zum einen der Schatzraum, der ein Item bereithält,welches entweder eine neue Waffe oder ein Gegenstand ist, der euchpassive oder aktive Boni verschafft. Daneben gibt es Herausforderungsräume, die, sobald ihr sie betretet, euch dreiGegnerwellen entgegenspucken. Schafft ihr es, die Angreifer zuerledigen, winkt euch ebenfalls ein neuer Gegenstand. In Truhen oderbei gefallenen Gegnern könnt ihr verschiedene einfache Gegenstände wieSchlüssel, Bomben, Herzen, Schilde, Münzen oder Kristalle finden.Während Erstere euch den Weg zu den (meist verschlossenen)Sonderräumen öffnen, haben Letztere den Zweck, dass ihr mit ihnenspezielle Kristallbehälter oder Türen öffnen könnt. Zudem geltensie quasi als Ressource, um die aktiven Fähigkeiten eurer Waffen undGegenstände zu aktivieren. Öffnet ihr besagte Kristallbehälter,lädt sich zudem euer Weisheitsbalken auf, der, wenn er vollkommenaufgeladen ist, den Weg zu einem ganz besonderen Schatzraumoffenbart. Verdientes Geld könnt ihr im Item-Shop ausgeben, wo ihrneben einer Waffe stets einen zusätzlichen Gegenstand erwerben könnt.Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit, einen Opferungsraum zuöffnen, in dem ihr einen eurer Herzcontainer permanent opfern könnt,um aus drei verschiedenen Gegenständen zu wählen.Letztendlich ist die Zusammenstellung allerdings nicht immer sozufällig, wie es erst den Anschein hat, denn es kommt häufig vor,dass sich einzelne Räume in ihrer Zusammenstellung wiederholen undauch optisch unterscheiden sich die einzelnen Level für eine langeZeit nicht wirklich voneinander. Das ist insofern schade, als dassder namensgebende Abyss so alles andere als geheimnisvoll undabschreckend, sondern eher monoton und generisch daherkommt.

Selbiges gilt fürdie Gegnervielfalt, die sich zwar Stück für Stück erweitert, jemehr man freischaltet, aber erst nach dem dritten besiegtenOberschurken erst so richtig mit Widersachern aufwartet, die euchauch ein paar neue Taktiken und Vorgehensweisen abverlangen. Bisdahin habt ihr es meistens mit Monstern zu tun, die sich nur darin unterscheiden, ob das Geschoss geradeaus fliegtoder durch die Gegend hüpft oder ob euer Feind euch entgegenstürmtund dann explodiert oder euch mit Nahkampfangriffen beharkt. Bei denBossen verhält es sich ähnlich, zumindest bei denen, die nicht zuden festen Oberschurken zählen. Durch den Umstand, dass euchtheoretisch jeder Boss bereits im ersten Level gegenüberstehen kann,fallen die „kleineren“ Obermotze teilweise zu leicht aus, währenddie Leiter mitunter eine ziemlich anspruchsvolle Herausforderungdarstellen.

Eure Waffen lassen sich durch Gegenstände aufwerten. Nimm das!

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Um jedoch überhaupteine Chance gegen den einfachsten Gegner zu haben, benötigt ihrordentlich Feuerkraft und die erhaltet ihr durch eure Waffen undGegenstände. Die Waffen unterscheiden sich dabei meistens in Formvon unterschiedlichen Geschossen bzw. Geschossarten. Sei es, dass ihreinen langen, gebündelten Laserstrahl verschießt,maschinengewehrartig zig kleine Geschosse am Stück verballert oderzielsuchende Raketen abfeuert, die einzelnen Schießprügel bietenfür jeden Geschmack etwas und unterscheiden sich auch wahrnehmbarvoneinander. Zudem bieten viele der Waffen eine aktive Fähigkeit,die ihr jederzeit aktivieren könnt, sofern ihr über genügendKristalle verfügt. So könnt ihr zum Beispiel eine Holzkiste imLevel erscheinen lassen, die mit etwas Glück Gegenstände enthält,oder ihr tauscht euer hart verdientes Geld gegen Lebenspunkte ein.Die einzelnen Items sind dabei zwar allesamt ziemlich originell, wasName und Beschreibungen angeht, in ihrer letztendlichen Wirkung hates dann aber leider häufiger an Kreativität gemangelt. Denn auchwenn es Items gibt, die eure Spielweise komplett umkrempeln können,wie zum Beispiel das Popcorn, das all eure Geschosse zu explosivenKugeln werden lässt, die euch ebenfalls verwunden können, bestehtder Großteil doch aus eher passiven Boni wie einer höherenFeuerrate, mehr Schaden oder zusätzlichen Herzcontainern. Wie fürein Rogue-like üblich, kann eine ordentliche Portion Glück dazuführen, dass ihr im Laufe eures Runs so mächtige Items erhaltet,dass die Gegner kein Land mehr gegen euch sehen. Wobei man hier dasWort „Glück“ eher großzügig nehmen darf, denn im Großteilmeiner Durchläufe war ich bereits nach den ersten drei Leveln so gutausgerüstet, dass ich Endbossen innerhalb kürzester Zeit den Garausmachen konnte. Hier stimmt die Balance mitunter nicht immer und dasSpiel kommt euch deutlich entgegen. Wer eine größere Herausforderung sucht, kommt nicht drum herum, einen derhöheren Schwierigkeitsgrade zu wählen. Dazu kommt dieTatsache, dass ihr im Laufe des Spiels diverse Eier aufsammelnkönnt, die euch daraufhin folgen. Nach einer gewissen Anzahl anabsolvierten Räumen brechen diese auf und es besteht die Chance,dass ein kleiner Begleiter schlüpft, der verschiedene Fähigkeitenbeherrscht, wie zum Beispiel die Tatsache, dass er Herzen aufsammeltund euch dafür anderen Gegenstände ausspuckt, und euch fortan treufolgt, bis er eventuell erledigt wird. Je nachdem, wie viele Eier ihrfindet und welche Begleiter sich darin befinden, kann dieser Umstanddas Spiel noch einmal enorm erleichtern.

Neben neuen Levelnund Leitern, die es zu besiegen gibt, könnt ihr auch neueCharaktere, Erleichterungen, Räume, Waffen und Gegenständefreischalten. Dies geschieht dabei nicht nur durch die reineProgression, sondern auch durch den Einsatz einer bestimmten Währung.Jeder besiegte Endboss hinterlässt nämlich ein goldenes Juwel –habt ihr genug von den Schätzen eingesammelt, könnt ihr sie ineiner Art Baumsystem ausgeben und damit besagte Neuerungenfreischalten. So könnt ihr die ersten fünf Juwelen zum Beispieldarin investieren, dass euch der erste versteckte Raum in deneinzelnen Level farblich markiert wird und ihr nun genau wisst, woihr eine Bombe platzieren müsst, damit ihr euch an den verstecktenExtras bereichern könnt. Oder ihr schaltet neue Gegenstände fürsechs Münzen frei, die euch einen Doppelsprung ermöglichen, odergebt fünfzehn Münzen aus, um einen neuen Charakterfreizuschalten, der von Beginn an eine Rolle vorwärts machen kann,um gegnerischen Geschossen auszuweichen. Oder ihr schaltet einengeheimen Schalter frei, der am Ende jedes Levels erscheint – allerdingsnur, wenn ihr keinen Schaden genommen habet – und euch belohnt, oder, oder ... ImLaufe des Baumsystems gibt es natürliche diverse Verästlungen, andenen ihr euch entscheiden müsst, in welche Richtung ihr euchentwickeln und welche Vorteile ihr freischalten wollt. ImGegensatz zur Konkurrenz wie Slay the Spire oder Binding of Isaachinterlässt dieses währungsbasierte System jedoch den recht fadenBeigeschmack, dass das Ganze früher oder später in stupiden Grindausartet und nicht mehr wirklich viel an Herausforderung auf euchwartet.

Die Leiter bieten euch eine extra Herausforderung – und das nicht nur aufgrund der Bildrate, die teils in die Knie geht.

© Team17

Der eine oder anderewird sich nun vielleicht während der Lektüre dieses Tests die Frage gestellt haben, die mir während der über 50Stunden Spielzeit immer wieder kam: Wieso kommt mir all das sodermaßen bekannt vor? Schatzräume mit einem Item, den ich nur mitSchlüsseln öffnen kann? Ein Herausforderungsraum mit dreiGegnerwellen, die ich besiegen muss? Opferungsräume, die meineLebensenergie im Tausch gegen Items wollen und gleichzeitig ein„himmlisches“ Gegenstück? Kleine, süße Begleiter, die mirfolgen und verschiedene Fähigkeiten besitzen? Eine Levelstruktur,die nicht an einem Stück gespielt, sondern erst nach diversenBossgegnern nach und nach freigeschaltet wird? Ganz einfach deshalb, weil sich Neon Abyss das zuvor erwähnte Binding ofIsaac überdeutlich als Vorlage ausgesucht hat. DieÄhnlichkeiten sind ziemlich gut erkennbar und es ist an sich auchkein Problem, ein gut funktionierendes Spielprinzip zu nehmen undoptimieren zu wollen. Das Problem ist jedoch: Neon Abyss gelingt dieskaum. Abgesehen von der Tatsache, dass man sich mit Teleporternschneller durch die Level bewegen kann und so nerviges Backtrackingverhindert, scheitert Neon Abyss darin, das eindeutige Vorbild zuübertrumpfen. Natürlich, die gesamte Steuerung und die Spielweiseändern sich durch die Tatsache, dass wir es hier mit einemSidescroller zu tun haben, aber unter der Haube könnte das Herz vonIsaacs Mutter höchstpersönlich schlagen. Und gerade in den Punkten,in denen sich Neon Abyss von Binding of Isaac abheben möchte,nämlich dem schrägeren Setting und dem Baumsystem, um neue Inhaltefreizuschalten, geht es mit Sang und Klang unter. So bleibt untermStrich ein Spiel, welches das Vorbild zwar gut imitiert, aber inkeinster Weise darüber brilliert – und vom Umfang her ist Bindingof Isaac auch das deutlich mächtigere Spiel.

Kommen wir zumSchluss noch zur technischen Umsetzung, denn hier hätte der Titelwirklich brillieren können, denn die Lichteffekte und der gesamtebunte und teils grelle Stil des Spiels wissen durchaus zu gefallen.Die Waffeneffekte sehen schön aus, ohne übertrieben zu wirken, dieBosse sind eine gelungene, augenzwinkernde Karikatur unsererheutigen modernen Probleme, und auch wenn die Hintergründe nichtgerade vielfältig sind, sie sehen immerhin gut aus. Doch gerade diePerformance und die Technik sind es, die Neon Abyss hier ein Beinstellen und das Spiel in den Abgrund stürzen lassen. Die meiste Zeitläuft das Spiel sowohl im Handheld- als auch im Docked-Modus flüssigund problemlos. Doch gerade bei den Bosskämpfen passierte es zu oft,dass das Spiel nicht nur ruckelte, sondern mein Bildschirm kompletteingefroren ist, während das Spiel hörbar im Hintergrund weiterliefund ich so das eine oder andere virtuelle Leben verlieren musste. Beieinem Spiel, bei dem der Tod automatisch einen Neuanfang bedeutet,ist das ein absolutes No-Go. Habt ihr bestimmte Waffen zudem so stark verbessert, dass ihr viele Projektile auf einmal abfeuert, kannes auch unter normalen Umständen dazu führen, dass die NintendoSwitch in die Knie sackt und die Bildrate spür- und sichtbareinbricht. Dazu kommt noch ein Bug, der in der aktuellen Version einWeiterkommen nach Level 8 verhindert, sofern ihr die Systemsprache(nicht die Sprache im Spiel) nicht auf Englisch, Chinesisch oderJapanisch stellt. Tut ihr dies nicht, stürzt das Spiel jedeseinzelne Mal ab, wenn ihr den Leiter Zeus besiegt habt. Wer dieSystemsprache umstellt, kann ohne Probleme weiterspielen. Der Bug istden Entwicklern bekannt und soll mit einem Patch behoben werden. Biszum Verfassen dieses Tests war dies jedoch nochnicht der Fall.

Die Steuerung imSpiel verläuft äußerst präzise. Wer dennoch Probleme mit demZielen hat, kann sich wahlweise eine Zielhilfe dazuschalten. Das gesamte Spiel wurde ins Deutsche übersetzt und eswurde gute Arbeit geleistet. Der Soundtrack an sich ist stimmigund treibend, wenn er auch mit der Zeit ziemlich repetitiv wird, daes keine allzu große Auswahl an einzelnen Stücken gibt.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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